Wer nicht den Mut hat, neue Technologien auszuprobieren, verpasst die Zukunft

Das amerikanische Start-up OpenAI hat mit ChatGPT einen weltweiten Hype ausgelöst. Das KI-Modell fasziniert, denn die Software kann einerseits ein bemerkenswert breites Spektrum an Fragen beantworten. Andererseits Texte spuckt es erstaunlich gute Texte aus – zumindest auf den ersten Blick. Nun mag ChatGPT aus wissenschaftlicher Sicht kein echter Durchbruch sein. Es demonstriert aber eindrucksvoll die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz, wenn Unternehmen keinerlei Beschränkungen hinsichtlich Rechnerkapazitäten, Datenmengen und finanzieller Ressourcen unterliegen.   

Firmen sind deshalb gut beraten, sich mit den möglichen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf ihre Branche auseinanderzusetzen. Wer heute noch denkt, dass KI-Technologien mehr Hype als Realität sind, der irrt sich gewaltig. Intelligente Dialogsysteme übernehmen inzwischen weitgehend die Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden. Und das ist nur ein Einsatzgebiet. In der Fertigungsindustrie und ihren teils hochautomatisierten und vernetzten Anlagen analysieren KI-Systeme riesige Datenmengen. So lassen sich beispielsweise Qualitätsprobleme bei der Herstellung aufspüren und im Rahmen von Predictive Maintenance unnötige Ausfallzeiten vermeiden. Auch im Gesundheitswesen spielt die Künstliche Intelligenz vor dem Hintergrund steigender systemischer und betrieblicher Herausforderungen eine immer größere Rolle. KI-Lösungen können helfen, dass völlig erschöpfte Klinikpersonal zu entlasten, administrative Aufgaben zu optimieren und Diagnosen zu beschleunigen.

Künstliche Intelligenz steht dabei stellvertretend für all die digitalen Technologien, die in den nächsten Jahren unser Leben revolutionieren werden. Digitale Transformation ist das Schlagwort und manch einer wird es wahrscheinlich nicht mehr hören können. Aber auch wenn das Bewusstsein da ist, dass Unternehmen, die die Digitalisierung verschlafen, den Anschluss verlieren – viele Firmen machen es sich trotzdem in Altbewährtem bequem. Der Mut, Neues auszuprobieren und damit eine Veränderung in Gang zu bringen, fehlt. Zudem steht in der Regel die Profitabilität einer Investition im Vordergrund und so wird jedes neue Projekt an der Kennzahl des Return on Investment festgemacht. Dabei wird oft nach den sogenannten Quick Wins gestrebt, denn so erfüllen Manager am einfachsten ihre Umsatzpläne. Digitaler, nachhaltiger Erfolg braucht aber Zeit. Denn gerade bei komplexen Projekten sind Gewinnausschüttungen nicht gleich zu vermelden und vor allem schwer zu messen. 

Andererseits lassen sich digitale Neuerungen durchaus mit kleinem Budget realisieren. Und hier kommt der Open-Source-Gedanke ins Spiel: Die Zusammenarbeit in Communities hat sich längst zu einem wichtigen Treiber für neue Anwendungen und Technologien entwickelt. Quellcode wie auch Wissen werden innerhalb von Unternehmen und über Firmengrenzen hinweg geteilt und gemeinsam bearbeitet. So lassen sich digitale Innovationen am einfachsten anstoßen. Wo früher zudem ein kleiner, abgeschotteter Kreis über neue Projekte entschied, ziehen Unternehmen heute mehr und mehr ihre Netzwerke heran. Mitarbeitende, Kunden und Partner sind nun einmal eine gute Quelle für Ideen und helfen, den eigenen, oftmals starren Horizont zu erweitern. Wer kollektives Wissen für sein eigenes Innovationspotenzial nutzt, ist auf dem richtigen Weg. 

Für mich steht fest: Wir alle müssen mutiger werden – und nicht nur Zeit und Geld in die Optimierung bereits vorhandener Prozesse investieren, sondern uns viel intensiver mit der Zukunft auseinandersetzen. Der Mut, neue Technologien wie Künstliche Intelligenz auszuprobieren, aber auch Fehlschläge in Kauf zu nehmen, gehört für mich dazu.